Wenn der Nachbar zum Feind wird
Sie reden nicht miteinander, sie gehen aufeinander los. Bis zur letzten Instanz. Über 400 000 verfeindete Nachbarn ziehen jährlich vor Gericht. Die deutsche Prozesswut ist rekordverdächtig. Es geht um krähende Hähne, quakende Frösche, harmlose Wichtel. Es geht um laute Musik, verrammelte Keller, Gestank im Treppenhaus. Es geht ums Recht: ums Recht haben, Recht haben wollen. Da werden grundstücksbegrenzende Zäune, an die sich der Feind von nebenan zu lehnen wagt, zu kostentreibenden Konfliktobjekten, die betonierte Trennfuge der gekachelten Außenwand, die der Nachbar mitbenutzt, wird plötzlich zum tiefen Riss im sozialen Gefüge, der besitzüberschreitende Fliederzweig zur Bedrohung von Heim und Herd. Eine Art Verfolgungswahn macht sich breit – die Gegner belauern sich durch Sichtblenden und Mauerschlitze.
Es geht um eine Welt, die von Feindbildern beherrscht wird, um Sprachlosigkeit inmitten des dauernden Wortschwalls, von gestörten Beziehungen inmitten von Bildern trügerischer Harmonie.
Buch/Regie: Mischka Popp/Thomas Bergmann | Kamera: Rüdiger Laske | Schnitt: Kristina Vailandt | Ton: Michael Loeken | Redaktion: Conrad Davo | Produktion: SWR / Pilotfilm GmbH | DE 1990 | 45min
Münchner Abendzeitung “Eine Real-Satire, die in Abgründe blicken lässt, die zumindest ansatzweise in uns allen stecken. Eine “Chronik des ganz normalen Wahnsinns.”
Braunschweiger Zeitung „Alles was grünt, blüht, Wurzeln und Blätter hat, Samen und Früchte-die Biomasse ist Wachstumsbranche im Nachbarschaftsstreit”. Hüben wie drüben geht man mit der Motorsäge in Stellung (…). “Zusammenprall der Welten: Nato-Draht und Öko-Garten” über Grabenkämpfe von Heilbronn bis Coburg.”